Sonntag, 14. Oktober 2012

Einmal Zukunft und zurück

Nach unserer Stippvisite im Arbeiter- und Bauernstaat verlassen wir den Volkseigenen Gutshof im Pankower Norden und begeben uns wieder an Bord der Zeitmaschine. Das Reisemobil düst mit unserem "time4history"-Team in Überlichtgeschwindigkeit durch die Epochen und *peng* macht diesmal in der Zukunft halt. Wir sind gespannt, was uns hier erwartet. In der Ferne kündet ein Sonnensegel von der "Kolonie Abenteuer"...

Julia macht sich für ihren Auftritt in der DDR-Szene schick.
Wo sind die anderen Jungpioniere? Lilly...
...und Anthony haben ihre Halstücher schon gebunden.

Unser filmischer Kurzbesuch in der Deutschen Demokratischen Republik geht zu Ende. An der alten Steinscheune weht eine riesige DDR-Fahne im Wind. Die Bauarbeiter, die hier im Heute auf dem StadtGut tätig sind, blicken fragend. Auch einige Bewohner des Kurhauses von Gegenüber können sich beim Anblick des Relikts aus alten Tagen ein Grinsen nicht verkneifen. DDR? Na ja, soooo lange ist das ja nun auch wieder nicht her;) Wir jedenfalls nutzen unsere Zeit auf dem Volkseigenen Gut. Als Junge Pioniere - wie einst auch unsere Zeitzeugin Marlies Walther - mit blauen Halstüchern stürmen wir über den Hof und singen...

Wir drehen eine Szene auf dem Volkseigenen Gut.
Marvin und Philipp (v.l.) widmen sich vorübergehend lieber dem "toten Hund" (Windschutz aus Fell fürs Mikro).
Dreharbeiten? "Immer bereit!"









Dann hebt die Zeitmaschine wieder ab. Tschüss DDR! Als wir das nächste Mal aus dem Fenster blicken, sehen wir die Gärten in Blankenfelde vorbeirasen. Äpfelbäume, Blumen, Heuballen... Da, das Spritzenhäuschen, in dem einst die Feuerwehr ihre Schläuche und sonstige Gerätschaften aufbewahrte. Das Reisemobil lässt uns genau an dieser Stelle aussteigen. Ganz in der Nähe weht ein Sonnensegel mit der Aufschrift "Kolonie Abenteuer". In welcher Zeit wir wohl gelandet sind? Und wer hier leben mag? Wir machen uns auf die Suche.

Was mag das für eine Kolonie sein?
Alle Menschen, die hier leben, tragen die gleichen Kleider,...





...die in mühevoller Arbeit selbst genäht werden.
In der "Kolonie Abenteuer" am Rand der Stadt - so erfahren wir von den Kindern, die sich in der grünen Weite rund um das alte Spritzenhäuschen versteckt haben - leben jetzt all jene Familien, die die große Klimakatastrophe überlebt haben. Sie bauen alles, was sie zum Leben brauchen, selber an und züchten Tiere. Wasser spendet eine alte Pumpe inmitten der Gärten, die wieder in Betrieb genommen wurde... Aber von welcher Klimakatastrophe ist die Rede? Davon haben wir noch nie etwas gehört! Können wir auch nicht. Denn wir sind in der Zukunft gelandet. Genauer gesagt: im Jahr 3010. Wir dokumentieren mit der Kamera unsere Erlebnisse und machen uns dann auf den Heimweg. Wir sind schon gespannt, wie die anderen Kinder in der Schule all die Geschichten unsere Zeitreise aufnehmen werden. Vor allem aber müssen wir versuchen, die drohende Katastrophe abzuwenden. Ein wenig Zeit bleibt uns ja noch...

Unweit des Spritzenhäuschens entdecken die Mädchen die Wasserpumpe der Kolonie.

Das Spritzenhäuschen auf dem StadtGut Blankenfelde. Von Julia gezeichnet.
Gut getroffen;)
Zurück in der Schule. Nun können wir den anderen Kindern von unserer Reise berichten.








Samstag, 13. Oktober 2012

Kindheit auf dem Volkeigenen Gutshof

Wir möchten Euch an unserem neu gewonnenen Wissen über die DDR teilhaben lassen und präsentieren euch an dieser Stelle das Interview mit unserer Zeitzeugin Marlies Walther, welches das "time4history"-Team in der alten Steinscheune auf dem StadtGut Blankenfelde aufnehmen konnte. 

Marlies Walther stand unserer Gruppe Rede und Antwort. In den Videoclip haben die wichtigsten Aussagen Eingang gefunden. Das Gespräch führten Katharina und Lilly, derweil Philipp den Ton "angelte" und alle Anderen gespannt lauschten...




In einem Land vor unserer Zeit (Teil 3)

Wir treffen auf dem StadtGut Blankenfelde unsere Interviewpartnerin Marlies Walther. Die 65jährige hat auf dem Gelände ab 1948 ihre Kindheit und Jugend verbracht. Ihre Familie wohnte im Gutshaus aus rotem Klinker in der Hauptstraße 28. Die Eltern waren auf dem Volkseigenen Gut beschäftigt. Damals sah es allerdings noch etwas anders aus als heute. Einige Bauten, wie etwa die Schweine- und Pferdeställe oder die alte Tankstelle wurden in       der Zwischenzeit abgerissen.

Damals: Blick zum Kur- und Gutshaus im Jahr 1945.        Foto: StadtGut Blankenfelde e.V.
Heute: Das Kurhaus sowie das Hauptgebäude werden komplett saniert.

Marlies Walther wohnte mit ihren Eltern und ihrer Schwester in einer 3-Zimmer-Wohnung im alten Gutshaus. "Die Wohnung war geräumig, wir hatten sogar ein Bad, was damals Luxus war, und eine Zentralheizung", erzählt sie uns. Die Kinder aus der Umgebung - aus Arkenberge, Pankow und der Stadtrandsiedlung (die 1932 gebaut wurde) - seien damals auch nach der Schule immer zusammen gewesen und hätten ihre Freizeit ausschließlich draußen verbracht. Und da gab´s wohl jede Menge zu erleben. Die Kinder erkundeten den großen "Spielplatz", den das Stadtgut mit seinen drei Höfen für sie darstellte.


Dorfjugend 1945.         Foto: StadtGut Blankenfelde e.V.
Arbeitseinteilung vorm Gutshaus 1945.        Foto: StadtGut Blankenfelde e.V.
Arbeitsmaterial vorm Hauptgebäude 2012.

1950 war das Gut Blankenfelde - ebenso wie die Güter Schönerlinde und Buchholz - in das Eigentum der Vereinigung Volkseigener Güter Groß-Berlins übergegangen. Grundlage dafür war die Bodenreform von 1945/46, infolge derer ein Großteil der landwirtschaftlichen Nutzflächen und Betriebe in der sogenannten Sowjetischen Besatzungszone beschlagnahmt, enteignet und - zu fast einem Drittel - den Ländern, Kreisen und Gemeinden zur Gründung von Mustergütern übergeben wurden. Diese als Volkseigene Güter (VEG) bezeichneten und von Bauern bewirtschafteten Güter entsprachen den sowjetischen Sowchosen und hatten die Rechtsform eines Staatsbetriebes, während die Agrarwirtschaft im Arbeiter- und Bauernstaat meistens genossenschaftlich, also in sogenannten LPGs (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften) organisiert war.

Mähdrescher in einer Scheune in Blankenfelde.        Foto: Familie Ziegler
Traktor fahren auf dem Volkseigenen Gut.        Foto: Familie Ziegler
Das Wetter war früher auch nicht besser;)        Foto: Familie Ziegler
Flaschenzug an einem der alten Gebäude.        Foto: Familie Ziegler
VEG Blankenfelde: Anscheinend nicht nur ein Spielplatz für Kinder.        Foto: Familie Ziegler
Auf der Hauptstraße vorm Volkseigenen Gut.        Foto: Familie Ziegler

Die Volkseigenen Güter dienten - neben dem Ackerbau - insbesondere der Vieh- und Pflanzenzucht sowie der Saatgutvermehrung. "Hier wurden nicht nur die Felder bestellt und Futter angebaut", erinnert sich Marlies Walther. "An den Feldern gab es Obstplantagen: Feldfrüchte und Äpfel. Das Obst lagerte dann im Obstschuppen, also in der großen braunen Scheune drüben." Ab 1951 wurde das Gut in Blankenfelde auch verstärkt für die Viehzucht, vor allem Schweinezucht, genutzt. 1960 entstand hier die LPG "Berliner Bär" vom sog. Typ I mit eigenständiger Tierhaltung.

In der alten Scheune wurde zu DDR-Zeiten u.a. Obst gelagert.

Freitag, 12. Oktober 2012

In einem Land vor unserer Zeit (Teil 2)

In der großen Steinscheune gegenüber des Hauptgebäudes und des Kurhauses wollen wir unsere Zeitzeugin Marlies Walther treffen und interviewen. Doch noch bevor unsere Gesprächspartnerin am Mittag erscheint, gibt es für die Mädchen und Jungen in der alten Scheune allerlei alte Gerätschaften zu entdecken. Was ist das denn? Hast du sowas schon mal gesehen? Komisches Teil! Eine Waschmaschine aus Holz?

Gestern: Blick über den Hof zum Hauptgebäude.        Foto: Sammlung Peter Rahn Blankenfelde
Heute: Das Hauptgebäude aus rotem Klinker wurde etwa 1850 erbaut.

Beim Vergleich von alten Fotos und neuen Aufnahmen fällt uns auf, dass sich das StadtGut Blankenfelde in den letzten hundert Jahren ganz schön verändert hat - und doch auch wieder nicht. Vor allem infolge des Baus der heutigen Bundesstraße B96, die etwa um 1925 mitten durch den Gutspark bis zum Ortskern gebaut (und 1971 in Richtung Schildow verlängert) wurde, hat sich die Kontur des Gutsgelände gewandelt. Für die Flächen, die dem Gut durch den Straßenbau verlorengingen, wurde ihm neues Land an der Südspitze zugeteilt. So hat sich das Gelände vor allem in seinen Umrissen verändert; einige der wichtigsten Bauten sind jedoch erhalten geblieben.  

Das heutige StadtGut in seinem Umriss mit Nutzungsplanung.     Karte: StadtGut Blankenfelde e.V.

In der großen Steinscheune stehen allerlei alte Gerätschaften herum, die das Interesse der Kinder wecken. Die Schubkarre lässt sich noch leicht als solche identifizieren. "Sie besteht aus Holz, Gummi und Metall. Man kann sie an den Griffen hochheben und bestimmt sehr viel darauf tragen", meint Nelio. "Damit hat man früher sicher das Heu weggefahren", ist sich Thilo sicher. Beim Betrachten des Schleifsteins und des daneben stehenden Geräts wird es schon schwieriger. "Mit dem Stein konnte man Messer schleifen", erklärt Anthony. Aber was ist das andere Ding? Eine Waschmaschine aus Holz? Nein, das kann nicht sein. Also fragen die Jungen einfach Rudi, der sich hier auskennt. Er ist sich auch nicht sicher, aber der Meinung, dass es sich bei dem hölzernen Ungetüm um eine Maschine für die Butterherstellung handelt.

Die alte Schubkarre ist nicht mehr in Benutzung.
Ebenso wenig der große Schleifstein.
Die vermeintliche Buttermaschine.

In der Steinscheune finden wir noch weitere alte Landwirtschaftsmaschinen, die ihre aktiven Jahre bereits hinter sich haben und uns nun - sozusagen als hölzerne, eiserne oder steinerne Zeugen - von früheren Zeiten berichten. So lehnt an der Wand ein Pflanz- und Steckapparat, mit dem einst Pflanzlöcher in die Erde gebracht wurden, in die dann meist Frauen Kartoffeln legten und festdrückten. Direkt daneben steht ein Mähbinder oder Bindemäher der Firma Krupp/ Fahr aus dem Jahr 1935. Er wurde von Pferden gezogen und zum Mähen von Getreide sowie zum Bündeln der Halme zu sogenannten Garben benützt. Ende der 1960er Jahren lösten dann Mähdrescher die Mähbinder auf den Feldern ab.

Ein Pflanz- und Steckapparat für Kartoffeln.
Der Bindemäher in Theorie...
...und Praxis. In "Gans"er Schönheit;)





Nach unserem kleinen Exkurs in die Historie der Landmaschinen heißt es dann warten. Auf unsere Zeitzeugin Marlies Walther. Die heute 65jährige lebte in den Jahren zwischen 1948 und 1969 auf dem Gutsgelände in Blankenfelde. Ihre Eltern waren auf dem Volkseigenen Gut tätig.

Warten auf die Erzählungen unserer Zeitzeugin.

time4history: Reisen in die Geschichte

Die in der alten Scheune entdeckte Zeitmaschine befördert unsere drei Hauptdarstellerinnen durch die Epochen: Im Mittelalter begegnen sie auf dem Gut Blankenfelde dem Ritter von Barfuß zu Malchow. Danach legen sie einen kurzen Zwischenstopp in der DDR ein, bevor es in die Zukunft weitergeht. Im Jahr 3010 treffen sie auf die Überlebenden einer Klimakatastrophe, die nun alle gemeinsam in der "Kolonie Abenteuer" am grünen Rand der Stadt wohnen.

Wir möchten an dieser Stelle den kurzen Film präsentieren, der im Rahmen des Projektes "time4history" auf dem StadtGut Blankenfelde entstanden ist. Schülerinnen und Schüler der Turnvater-Jahn-Grundschule Prenzlauer Berg haben bei der Produktion sowohl vor als auch hinter der Kamera mit viel Engagement, Spaß und tollen Ideen agiert. Aber seht selbst...



Donnerstag, 11. Oktober 2012

In einem Land vor unserer Zeit (Teil 1)

Unsere Zeitmaschine startet nach ihrem Aufenthalt im Mittelalter wieder mit voller Schubkraft. Doch weil irgendwer den falschen Knopf gedrückt hat, bleibt das Reisemobil plötzlich im Jahr 1955 stecken. Nachdem der erste Schreck über die abrupte Landung verflogen ist, werfen unsere Zeitreisenden einen neugierigen Blick auf die Szene: An der alten Steinscheune flattert eine riesige DDR-Fahne im Herbstwind. Junge Pioniere laufen über den Gutshof und singen... Auf dem ungeplanten Zwischenstopp in der noch jungen DDR begegnet uns auch eine ältere Frau, die ihre Kindheit auf dem damals Volkseigenen Gut verbracht hat.

Ein wunderbarer Tag zum Zwischenlanden auf dem Stadtgut Blankenfelde.

Bevor wir uns mit der spannenden Geschichte des Gutes in der Deutschen Demokratischen Republik beschäftigen, wollen wir einen kurzen Exkurs in die Jahre davor unternehmen. Die Stadt Berlin hatte das Gutsareal und andere Ländereien 1882 gekauft, um dort Rieselfelder zu bewirtschaften und so die katastrophalen hygienischen Bedingungen der expandierenden Großstadt verbessern zu können. Etwa zehn Jahre später werden - wahrscheinlich wegen der guten Luft am Stadtrand - das Herrenhaus und die Brennerei erst als Heimstätte für Wöchnerinnen, später als Lungenheilstätte umgebaut und bis Ende des Ersten Weltkrieges als solche genutzt. Es entstehen auch sogenannte Liegehallen zur Genesung im Freien, von denen heute noch eine relativ gut erhalten ist.


Eine alte Postkarte mit der Abbildung der Heimstätte.        Foto: Sammlung Peter Rahn Blankenfelde
Eine der alten Liegenhallen.        Foto: Sammlung Peter Rahn Blankenfelde
Die noch erhaltene Liegehalle wird heute von der Freien Naturschule Pankow genutzt.

Mit der Inbetriebnahme der Niederbarnimer Eisenbahn - auch liebevoll "Heidekrautbahn" genannt - im Jahr 1901 erhält auch Blankenfelde einen eigenen Bahnhof. Über die Bahnanbindung gelangen in den Folgejahren auch viele Kurgäste in den Ort, der 1910 ganz offiziell Kurort für Lungenkranke geworden ist. Zu diesem Zwecke müssen auf dem westlichen Teil des Gutshofes die alten Gebäude einem neuen Kurhaus weichen. Allerdings dauert der Kurbetrieb nur etwa zehn Jahre an. 1920 wird Blankenfelde als Teil des Verwaltungsbezirks Pankow nach Groß-Berlin eingemeindet und die Rieselfelder-Bewirtschaftung ausgeweitet.

Das Tor zur Welt: der Bahnhof Blankenfelde. Er wurde 1983 stillgelegt.
Blankenfelde zu Beginn des 20. Jahrhunderts.        Foto: Sammlung Peter Rahn Blankenfelde
Postkarte für Kurgäste.        Foto: Sammlung Peter Rahn Blankenfelde
Erntefest 1919 in Blankenfelde.        Foto: StadtGut Blankenfelde e.V.

Am 21. April 1945 wird Blankenfelde von der Roten Armee befreit und das Stadtgut der sowjetischen Militäradministration unterstellt. Die Kommandantur wird unweit des Bahnhofs untergebracht. Das Stadtgut selbst dient als "sowjetische Hilfsbereitschaft zur Versorgung des Dorfes und der Potsdamer Garnison". (Max Ley und Konrad Zwingmann, StadtGut Blankenfelde und Dorf, in: Ausstellungsplanung StadtGut Blankenfelde - Naturschutz- und Tourismusstation, 2008, S. 23)

Militärhilfswirtschaft Blankenfelde 1945.        Foto: StadtGut Blankenfelde e.V.
Der sowjetische Betriebsleiter Marusow 1945.        Foto: StadtGut Blankenfelde e.V.

Im geräumigen Kurhaus finden - bis in die 50er Jahre hinein - Kriegsflüchtlinge ein Quartier. Nach der Gründung der DDR übereignet die sowjetische Administration das Areal 1950 schließlich der Vereinigung Volkseigener Güter Groß-Berlins. Das Volkseigene Gut (VEG) in Blankenfelde dient nun der landwirtschaftlichen Produktion und Tierzucht. Hier entsteht zudem eine Ausbildungsstätte für Agrar-Berufe.

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Begegnung mit dem Ritter von Barfuß

Nachdem unsere drei Protagonistinnen in der alten Scheune tatsächlich eine "Zeitmaschine" entdeckt haben, machen sie sich sogleich auf die Reise in die Geschichte und landen im späten Mittelalter. Die Kinder erkunden das herbstliche Areal in Blankenfelde und begegnen schließlich nahe den Gärten dem blechernen Herrn von Barfuß zu Malchow. Der junge Ritter, der auf seinem Gut gerade die letzten Sonnenstrahlen dieses Spätsommers genießt, stellt sie zur Rede. Hat aber auf Nachfrage so einiges aus seiner Familien-Geschichte zu erzählen...

Das Gutsgelände im Herbst.
Blankenfelder Stillleben mit Heuballen.

Edle Frucht auf historischem Grund: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm(baum).

Zwischen Herbstblumen und Apfelbäumen steht er. Der Rittersmann von Barfuß. Obwohl es ganz schön warm ist an diesem Tag, trägt der junge Herr seine prächtige Rüstung: hohe Lederstiefel und ein schweres Kettenpanzerhemd mit Armschienen, unter dem ein sogenannter Gambesson hervorlugt, eine Art Unterhemd für die Rüstung. Diese soll Druckstellen durch den schweren Kettenpanzer vorbeugen und in etwaigen Kampfsituationen die Wucht gegnerischer Hiebe abschwächen. Überm Kettenhemd trägt der Ritter zusätzlich einen Lederschutz, worüber er auch sein Schwert gürtet. Seinen Kopf schützt ein ebenso schwerer wie schöner Helm.

Warten auf ritterlichen Besuch. Irgendwo auf dem Stadtgut soll Barfuß sein.
Nein, das ist nicht unser Barfuß. Das sind wohl eher die Quadratlatschen von...
Ein Ritter, wie er im Buche steht: Nicht nur edel, tapfer und besonnen. Sondern auch höflich zu Kindern.

Der junge Ritter von Barfuß steht auch bei den Dreharbeiten zu unserem Videofilm sofort im Mittelpunkt. Alle wollen das Schwert halten oder den Helm aufsetzen. "Der ist ganz schön schwer", meint Alisha. Tatsächlich sollen die Ritterrüstungen im Mittelalter bis zu 30 Kilogramm gewogen haben. Die Kettenhemden der ersten Ritter bestanden aus zirka 250.000 kleinen Metallringen, die auch rosten konnten. Deshalb wurden sie beispielweise von den Knappen der Ritter - also jenen Jünglingen, die ebenfalls ritterlichen Geschlechts, aber noch nicht zum Ritter geschlagen worden waren - mit Sand abgerubbelt. Unser Ritter von Barfuß benutzt dafür Öl, das er sich bei einem Handwerker auf dem Blankenfelder Gut geborgt hat. Als Marvin, Huu-Vinh und Nelio später das schwere Kettenhemd anprobieren, hinterlässt dieses dann entsprechende Spuren auf ihren T-Shirts.

Ein Rittersmann von Schrot und Korn...
Unser Rittersmann von Barfuß ist in seiner doch eher praktischen Rüstung sehr beweglich. Manche Rittersleute sollen ab etwa 1400 sogenannte Plattenpanzer getragen haben. Das sind Rüstungen, die den ganzen Körper ihres Trägers bedecken. Doch anders, als der Name vermuten lässt, waren Ritter in Plattenrüstungen ebenfalls recht beweglich. Sie konnten darin laufen, sich hinlegen, aufstehen und auch ohne fremde Hilfe ein Pferd besteigen. Die Rüstungen waren Einzelanfertigungen, ihrem Träger direkt auf den Bewegungsapparat "geschneidert". So mag manch ein Rittersmann vielleicht ausgesehen haben wie eine Konservendose auf Beinen.
...blickt für uns zurück und nicht nach vorn.

Schlimmer als das Erscheinungsbild soll - zumindest für die Ritter - vor allem die Hitze gewesen sein, die sich in solch einem Plattenpanzer im Laufe des Tages anstaute. Die Kinder unseres Projektteams "time4history" interessieren derweil viel mehr Fragen wie die, woher die Ritter das Eisen für ihre Rüstungen nahmen - oder wie ein Ritter in Rüstung seine Notdurft verrichten konnte... Einige sehr interessante Antworten findet Ihr auch auf der "Was ist was?"-Themenseite des Tessloff Verlages Nürnberg => http://www.wasistwas.de/geschichte/eure-fragen/ritter/link//a4084789ec/article/wie-konnten-die-ritter-mit-ihrer-ruestung-pinkeln.html?tx_ttnews[backPid]=1296

Einmal Ritter sein;) Anja hilft Tim mit dem schweren Helm.

Um zum Beispiel in Kämpfen Verwechslungen zwischen den Rittern vorzubeugen - in ihren Plattenpanzern sahen alle irgendwie gleich aus - wurden ab dem 12. Jahrhundert sogenannte Erkennungs- und Feldzeichen; auch das Wappen-Schild eingeführt. So konnte man in der Schlacht sicher gehen, wer Freund und wer Gegner war. Diese Wappen wurden fortan auf Helm, Schild, Waffenrock und Kuvertiure (Pferdedecke) getragen. Später übernahmen die Angehörigen einer adligen Sippe das jeweilige Wappen, um in der Öffentlichkeit ihre Zugehörigkeit zu einer Familie anzuzeigen. Es entstanden die Familienwappen.

Das Wappen derer von Barfuß. Von unserem Team gebastelt.