Sonntag, 23. September 2012

Neulich im Mittelalter... (Teil 2)

Da das Mittelalter ja schon "relativ" lange her ist und nicht alle Zahlen und Fakten schriftlich belegt bzw. überliefert sind, finden sich auch zur Blankenfelder Geschichte derer von Barfuß unterschiedliche Informationen. Einige Quellen besagen, dass die Dorfherrschaft im 15. und 16. Jahrhundert mehrfach wechselte und die Familie von Barfuß zu Malchow erst 1519 ihr Rittergut mit Wohnhof und Schäferei gründete. Bis 1594 soll es dann verschiedene Dorfherren in Blankenfelde gegeben haben: die von Arnim, von Burgsdorf, von Rochow und Seydel.

Eine Karte des Ritterguts Blankenfelde. Wie es sich Lilly ausmalt. Links oben die alte Feldsteinkirche.

Die Zeit der Ritterherrschaft in Blankenfelde ist also nicht genau festzumachen. Anzunehmen ist, dass Ritter Barfuß zu Malchow kein armer Ritter war. Chroniken benachbarter Dörfer zufolge sollen den Barfußen - einer in der Mark Brandenburg weit verzweigten Familie - auch noch Ritterhöfe in Malchow sowie weitere Flächen - sogenannte Kirchenhufe - in Wartenberg gehört haben. Diese Güter haben die Barfußen wohl um 1570 verkauft. Etwa 80 Jahre später belehnte Kurfürst Friedrich Wilhelm die Familie mit eben diesem Gut Malchow und den Einkünften aus Wartenberg. Der im Barnim ansässige Familienadel musste demnach den Kurfürsten im 16. und 17. Jahrhundert "Versallendienste" leisten.  Ob und wie lange das Gut Blankenfelde im Besitz der Ritterfamilie blieb, ist nicht überliefert.

Die Feldsteinkriche aus dem 14. Jahrhundert findet sich gegenüber des Gutshofes. Foto: StadtGut Blankenfelde
"Der Ritter von Barfuß zu Malchow bekam eines Abends großen Hunger. Er ging in den Raum mit der Feuerstelle, den Töpfen und Pfannen. Heute würde man Küche dazu sagen. Dort befanden sich auch einige Vorräte wie Fisch und Fleisch, das man geräuchert oder eingesalzen hatte. Barfuß griff sich das Erstbeste, auf dem ein hübsches Etikett war, und machte damit einen großen Fehler. Er erwischte nämlich nichts Essbares, sondern nur Maden, die der Arzt zur Behandlung in Wurzelsaft und Kräuter eingelegt hatte. Dumm, dass Ritter damals nicht lesen konnten." (dachte sich Nelio)

"Im Mittelalter durften nur die Kinder aus reichen Familien auf die Klosterschulen gehen. Dort lernten sie das ABC, Kirchenlieder singen, Rechnen, Latein und Schreiben. Söhne von Rittern lernten aber selten Lesen und Schreiben. Sie wurden eher im Reiten und Kämpfen unterrichtet." (hat Faris in Erfahrung gebracht)

Ritter haben´s alles andere als leicht. Nelio mit schwerem Helm und Kettenhemd.


Ein Bauer bringt dem Ritter, seinem Lehnsherren, Abgaben in Form von Obst. Stellt sich Katharina vor.
Ein mittelalterliches Dorf mit wenigen Häusern und einem Brunnen. Gezeichnet von Julia.

Das mittelalterliche Rittertum dauerte rund 500 Jahre: vom Jahr 1000 bis 1500. Die Blütezeit der Ritter lässt sich im 11. Jahrhundert ausmachen. Neben kriegerischem Eifer und der Treue zum Lehnsherren galten vor allem der Schutz der Schwachen und der Kirche als ritterliche Ideale. Begüterte Landadlige - die Pferde und teure Waffen besaßen und im Umgang mit diesen geübt waren - boten den Dorfbewohnern Schutz vor Übergriffen und Plünderungen an. Dadurch wurden die Bauern zugleich zu Leibeigenen. Ab dem Jahr 1037 wurde der "Beruf" des Ritters vom Vater auf den Sohn vererbt.

Der Ritter von Barfuß zu Malchow. Wie ihn Nelio sieht.

Gab es arme Ritter? Das ist anzunehmen, hing das Wohlergehen doch von Größe und Fruchtbarkeit der Güter ab, die dem Ritter gehörten oder die dieser als "Lehen" von einem höherrangigen Adligen - etwa dem Monarchen (z.B. Kurfürsten) oder der Kirche - erhalten hatte. In letzterem Falle musste der Ritter dem Lehnsherren Abgaben leisten und für den Besitzer der Landtümer sogenannte Versallendienste leisten, z.B. in den Krieg ziehen. Am Ende des Mittelalters verloren die Ritter - manch einer sagt durch die Erfindung des Schießpulvers und der Feuerwaffen - an militärischem Wert und somit auch ihre soziale Stellung. Die Monarchen ließen nun keine Ritter mehr, sondern Söldner für sich kämpfen. Tatsächlich scheint der Niedergang des Rittertums mit dem Ende des Lehnswesens und der Einführung der Geldwirtschaft begründet. Sie trugen dazu bei, dass im Spätmittelalter zahlreiche Rittersgeschlechter verarmten. Einige der Ritter wurden sodann zu Raubrittern. Eines der wenigen für alle Menschen bezahlbaren Lebensmittel in dieser Zeit war Brot.

Ob sich so auch der Ursprung der Speise "Armer Ritter" erklären lässt? Vielleicht: das älteste deutschsprachige Rezept dafür soll in einem Wörterbuch der Gebrüder Grimm aus dem 14. Jahrhundert zitiert werden. Ein Rezept für "Arme Ritter" und einiges Interessantes mehr findet Ihr hier => http://www.genussregion.oberfranken.de/spezialitaeten/spezialitaeten_von_a_z/a/542/arme_ritter/details_39.htm

Zeitlos schön: Auf dem Gelände des einstigen Ritterguts Blankenfelde.

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