Mittwoch, 10. Oktober 2012

Begegnung mit dem Ritter von Barfuß

Nachdem unsere drei Protagonistinnen in der alten Scheune tatsächlich eine "Zeitmaschine" entdeckt haben, machen sie sich sogleich auf die Reise in die Geschichte und landen im späten Mittelalter. Die Kinder erkunden das herbstliche Areal in Blankenfelde und begegnen schließlich nahe den Gärten dem blechernen Herrn von Barfuß zu Malchow. Der junge Ritter, der auf seinem Gut gerade die letzten Sonnenstrahlen dieses Spätsommers genießt, stellt sie zur Rede. Hat aber auf Nachfrage so einiges aus seiner Familien-Geschichte zu erzählen...

Das Gutsgelände im Herbst.
Blankenfelder Stillleben mit Heuballen.

Edle Frucht auf historischem Grund: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm(baum).

Zwischen Herbstblumen und Apfelbäumen steht er. Der Rittersmann von Barfuß. Obwohl es ganz schön warm ist an diesem Tag, trägt der junge Herr seine prächtige Rüstung: hohe Lederstiefel und ein schweres Kettenpanzerhemd mit Armschienen, unter dem ein sogenannter Gambesson hervorlugt, eine Art Unterhemd für die Rüstung. Diese soll Druckstellen durch den schweren Kettenpanzer vorbeugen und in etwaigen Kampfsituationen die Wucht gegnerischer Hiebe abschwächen. Überm Kettenhemd trägt der Ritter zusätzlich einen Lederschutz, worüber er auch sein Schwert gürtet. Seinen Kopf schützt ein ebenso schwerer wie schöner Helm.

Warten auf ritterlichen Besuch. Irgendwo auf dem Stadtgut soll Barfuß sein.
Nein, das ist nicht unser Barfuß. Das sind wohl eher die Quadratlatschen von...
Ein Ritter, wie er im Buche steht: Nicht nur edel, tapfer und besonnen. Sondern auch höflich zu Kindern.

Der junge Ritter von Barfuß steht auch bei den Dreharbeiten zu unserem Videofilm sofort im Mittelpunkt. Alle wollen das Schwert halten oder den Helm aufsetzen. "Der ist ganz schön schwer", meint Alisha. Tatsächlich sollen die Ritterrüstungen im Mittelalter bis zu 30 Kilogramm gewogen haben. Die Kettenhemden der ersten Ritter bestanden aus zirka 250.000 kleinen Metallringen, die auch rosten konnten. Deshalb wurden sie beispielweise von den Knappen der Ritter - also jenen Jünglingen, die ebenfalls ritterlichen Geschlechts, aber noch nicht zum Ritter geschlagen worden waren - mit Sand abgerubbelt. Unser Ritter von Barfuß benutzt dafür Öl, das er sich bei einem Handwerker auf dem Blankenfelder Gut geborgt hat. Als Marvin, Huu-Vinh und Nelio später das schwere Kettenhemd anprobieren, hinterlässt dieses dann entsprechende Spuren auf ihren T-Shirts.

Ein Rittersmann von Schrot und Korn...
Unser Rittersmann von Barfuß ist in seiner doch eher praktischen Rüstung sehr beweglich. Manche Rittersleute sollen ab etwa 1400 sogenannte Plattenpanzer getragen haben. Das sind Rüstungen, die den ganzen Körper ihres Trägers bedecken. Doch anders, als der Name vermuten lässt, waren Ritter in Plattenrüstungen ebenfalls recht beweglich. Sie konnten darin laufen, sich hinlegen, aufstehen und auch ohne fremde Hilfe ein Pferd besteigen. Die Rüstungen waren Einzelanfertigungen, ihrem Träger direkt auf den Bewegungsapparat "geschneidert". So mag manch ein Rittersmann vielleicht ausgesehen haben wie eine Konservendose auf Beinen.
...blickt für uns zurück und nicht nach vorn.

Schlimmer als das Erscheinungsbild soll - zumindest für die Ritter - vor allem die Hitze gewesen sein, die sich in solch einem Plattenpanzer im Laufe des Tages anstaute. Die Kinder unseres Projektteams "time4history" interessieren derweil viel mehr Fragen wie die, woher die Ritter das Eisen für ihre Rüstungen nahmen - oder wie ein Ritter in Rüstung seine Notdurft verrichten konnte... Einige sehr interessante Antworten findet Ihr auch auf der "Was ist was?"-Themenseite des Tessloff Verlages Nürnberg => http://www.wasistwas.de/geschichte/eure-fragen/ritter/link//a4084789ec/article/wie-konnten-die-ritter-mit-ihrer-ruestung-pinkeln.html?tx_ttnews[backPid]=1296

Einmal Ritter sein;) Anja hilft Tim mit dem schweren Helm.

Um zum Beispiel in Kämpfen Verwechslungen zwischen den Rittern vorzubeugen - in ihren Plattenpanzern sahen alle irgendwie gleich aus - wurden ab dem 12. Jahrhundert sogenannte Erkennungs- und Feldzeichen; auch das Wappen-Schild eingeführt. So konnte man in der Schlacht sicher gehen, wer Freund und wer Gegner war. Diese Wappen wurden fortan auf Helm, Schild, Waffenrock und Kuvertiure (Pferdedecke) getragen. Später übernahmen die Angehörigen einer adligen Sippe das jeweilige Wappen, um in der Öffentlichkeit ihre Zugehörigkeit zu einer Familie anzuzeigen. Es entstanden die Familienwappen.

Das Wappen derer von Barfuß. Von unserem Team gebastelt.

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