Samstag, 13. Oktober 2012

In einem Land vor unserer Zeit (Teil 3)

Wir treffen auf dem StadtGut Blankenfelde unsere Interviewpartnerin Marlies Walther. Die 65jährige hat auf dem Gelände ab 1948 ihre Kindheit und Jugend verbracht. Ihre Familie wohnte im Gutshaus aus rotem Klinker in der Hauptstraße 28. Die Eltern waren auf dem Volkseigenen Gut beschäftigt. Damals sah es allerdings noch etwas anders aus als heute. Einige Bauten, wie etwa die Schweine- und Pferdeställe oder die alte Tankstelle wurden in       der Zwischenzeit abgerissen.

Damals: Blick zum Kur- und Gutshaus im Jahr 1945.        Foto: StadtGut Blankenfelde e.V.
Heute: Das Kurhaus sowie das Hauptgebäude werden komplett saniert.

Marlies Walther wohnte mit ihren Eltern und ihrer Schwester in einer 3-Zimmer-Wohnung im alten Gutshaus. "Die Wohnung war geräumig, wir hatten sogar ein Bad, was damals Luxus war, und eine Zentralheizung", erzählt sie uns. Die Kinder aus der Umgebung - aus Arkenberge, Pankow und der Stadtrandsiedlung (die 1932 gebaut wurde) - seien damals auch nach der Schule immer zusammen gewesen und hätten ihre Freizeit ausschließlich draußen verbracht. Und da gab´s wohl jede Menge zu erleben. Die Kinder erkundeten den großen "Spielplatz", den das Stadtgut mit seinen drei Höfen für sie darstellte.


Dorfjugend 1945.         Foto: StadtGut Blankenfelde e.V.
Arbeitseinteilung vorm Gutshaus 1945.        Foto: StadtGut Blankenfelde e.V.
Arbeitsmaterial vorm Hauptgebäude 2012.

1950 war das Gut Blankenfelde - ebenso wie die Güter Schönerlinde und Buchholz - in das Eigentum der Vereinigung Volkseigener Güter Groß-Berlins übergegangen. Grundlage dafür war die Bodenreform von 1945/46, infolge derer ein Großteil der landwirtschaftlichen Nutzflächen und Betriebe in der sogenannten Sowjetischen Besatzungszone beschlagnahmt, enteignet und - zu fast einem Drittel - den Ländern, Kreisen und Gemeinden zur Gründung von Mustergütern übergeben wurden. Diese als Volkseigene Güter (VEG) bezeichneten und von Bauern bewirtschafteten Güter entsprachen den sowjetischen Sowchosen und hatten die Rechtsform eines Staatsbetriebes, während die Agrarwirtschaft im Arbeiter- und Bauernstaat meistens genossenschaftlich, also in sogenannten LPGs (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften) organisiert war.

Mähdrescher in einer Scheune in Blankenfelde.        Foto: Familie Ziegler
Traktor fahren auf dem Volkseigenen Gut.        Foto: Familie Ziegler
Das Wetter war früher auch nicht besser;)        Foto: Familie Ziegler
Flaschenzug an einem der alten Gebäude.        Foto: Familie Ziegler
VEG Blankenfelde: Anscheinend nicht nur ein Spielplatz für Kinder.        Foto: Familie Ziegler
Auf der Hauptstraße vorm Volkseigenen Gut.        Foto: Familie Ziegler

Die Volkseigenen Güter dienten - neben dem Ackerbau - insbesondere der Vieh- und Pflanzenzucht sowie der Saatgutvermehrung. "Hier wurden nicht nur die Felder bestellt und Futter angebaut", erinnert sich Marlies Walther. "An den Feldern gab es Obstplantagen: Feldfrüchte und Äpfel. Das Obst lagerte dann im Obstschuppen, also in der großen braunen Scheune drüben." Ab 1951 wurde das Gut in Blankenfelde auch verstärkt für die Viehzucht, vor allem Schweinezucht, genutzt. 1960 entstand hier die LPG "Berliner Bär" vom sog. Typ I mit eigenständiger Tierhaltung.

In der alten Scheune wurde zu DDR-Zeiten u.a. Obst gelagert.

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